„Sinn stiften. Das ist ein Mega-Thema. Vor einer Woche hat die ‚Zeit‘ diesen Titel gewählt. Wenn schon die ‚Zeit‘ das Thema Sinn wählt, dann ist es Zeit, dazu einen Kongress zu machen“, mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. Joachim Söder, Professor für Philosophie an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Aachen, und Präsident des Josef-Kentenich-Institutes, den wissenschaftlichen Kongress.
Jahrtausende lang sei ein wesentlicher Faktor von Kulturbildung und Kulturprägung die Spiritualität des Christlichen gewesen. Der Kongress wolle jedoch nicht die Ermüdungserscheinungen, die sich mindestens in Westeuropa deutlich ausprägen, in den Mittelpunkt stellen, so Söder,
sondern auf die lebendigen, vitalen Impulse schauen, mit denen Christinnen und Christen auch heute noch in vielfältiger Weise Gesellschaft und Kultur prägen und damit eine enorme Ressource, nämlich Sinn, stiften. Christen seien bei dieser Kulturprägung jedoch nicht allein.
Söder machte auf eine nichtreligiöse, weltweite Bewegung aufmerksam, die seit 2013 in vielen Großstädten verbreitet sei: die Sunday Assembly (Sonntagsversammlung). „Nichtreligiöse Menschen kommen sonntags nachmittags zusammen und feiern miteinander Gemeinschaft, feiern die Suche nach Mehr. Sie singen Lieder, geben Zeugnisse, was ihnen in der vergangenen Woche passiert ist; sie haben sich sogar so etwas wie einen Grundlagenkatalog gegeben, der aus drei Schlagworten besteht: ‚Live better‘, ‚help often‘, ‚wonder more‘. Also: „Besser leben, sich für andere engagieren, eine Sensibilität für das Unerwartete entwickeln und nichts selbstverständlich nehmen“. Eine Art Gottesdienst – nur ohne Gott. Postchristlich oder postsäkular?
Einige Gedankensplitter aus dem Kongress:
Sinn stiften! Genau! Nicht Sinn finden, sondern Sinn stiften. Das ist doch das, was Pater Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung, eigentlich wollte, oder? Und wie geht das heute? Wie kann es uns gelingen, Sinn stiften zu helfen? Während des Kongresses gab es einige ganz praktische Antworten:
„Es geht darum, sich an die eigene Nase zu fassen. Wir wollen nicht unsere Verantwortung delegieren.“
so Prof. Dr. Achim Kampker, Maschinenbauingenieur und Inhaber des Lehrstuhls für Production Engineering of E-Mobility an der RWTH in Aachen. Sein Experiment „Humanotop“ in Aachen macht deutlich: In Zukunft könnten humanotope Stadtteile mit 25.000 Einwohnern existieren, innerhalb derer alles, was zum Leben notwendig ist, vorhanden ist bzw. produziert wird. Alles wird nachhaltig, ökologisch einwandfrei und CO2-neutral hergestellt, auch die benötigte Energie und die Mobilität. Gemüse aus Dach- und anderen Gärten, Artenvielfalt wäre beispielgebend.
Sr. Dr. M. Elizabet Parodi, Schönstätter Marienschwester und Argentinierin, referierte zum Thema „Die Kultur der Seele ist die Seele der Kultur (J. Ken-tenich) – Persönlichkeitsbildung als Kernformel von Kulturbildung“:
„Der Mensch muss erleben, dass die besten Möglichkeiten in ihm selbst liegen.“
Das „Persönliche Ideal“ nach J. Kentenich ist eine vitale Dynamik im Menschen. Es wird aktiviert durch die Begegnung mit Wahrheiten, Er-lebnissen, Personen, Orten, Dingen, die im Innern Resonanz wecken und die Persönlichkeit in ihrer Einmaligkeit zum Klingen bringen. So wird etwas im Menschen wach, was unsere Kultur dringend braucht: Großmut, die Hochherzigkeit, sich etwas abzufordern, die Kraft, Rückschläge zu ertragen persönliches Versagen zu verarbeiten.
Alle Vorträge (namhafter Professoren wie Prof. Dr. Dr. Markus Enders, Prof. Armin Grunwald, Prof. Dr. Ulrich Feeser-Lichterfeld u. a.) können Sie unter (https://www.schoenstatt. de/de/aktuell.htm) nachlesen. Kooperationspartner des Kongresses, der im Pater-Kentenich-Hauses, Berg Schönstatt, Vallendar, stattfand, waren die Katholische Hochschule NRW in Aachen, der Campus für Theologie und Spiritualität in Berlin und das Josef-Kentenich-Institut in Vallendar. Schirmherr war Erzbischof Sanna, Rom, der die rund 65 Teilnehmer mit einem Grußwort, das vorgelesen wurde, begrüßte.
Für uns als Teilnehmer bot dieser Kongress viele Highlights! Wir begegneten so vielen, so guten Professoren! Allem Negativen in der Welt zum Trotz wurden Alternativen aufgezeigt, die aus der Verbindung von Glauben und Vernunft entwachsen sind. Aus verschiedensten Blickwinkeln gab es realistische Perspektiven für die Zukunft, die Hoffnung weckten. Ein Wunsch Pater Kentenichs, nämlich in die Akademikerwelt hinein Gesellschaft zu prägen, wurde an dem Wochenende spürbar Wirklichkeit. Danke an das JKI!
Cordula-Maria und Volker Weidtmann