Aktuelles

„Wir sollen das Evangelium verkünden.“

„Er ist wie ein Bischof“, formulierte Kaplan Rafael Kubiak einmal vor einer Hl. Messe. „Er“, damit war der Diener Gottes gemeint, der von den regelmäßigen Besuchern des Kapellchens (und selbstverständlich auch von seinen zahlreichen „Anhängern“ der spanischsprachigen Wiesbadener Gemeinde) liebevoll „Padre“ genannt wird: Pfarrer Ferran Jarabo Carbonell, der mittwochs, donnerstags und samstags die Hl. Messe in unserem Heiligtum zelebriert und sich im Anschluss gerne als Beichtvater für die Gläubigen zur Verfügung stellt.

Pfarrer Ferran hat dabei nicht nur die Ausstrahlung eines Bischofs, sondern nimmt als Delegat der spanischen Mission in der Deutschen Bischofskonferenz auch tatsächlich die Aufgaben eines Bischofs wahr. Gleichzeitig ist er aber ein begnadeter Prediger, Verkünder des Evangeliums und Seelsorger, ein Mann aus dem Volk für das Volk, der sich wie unser HERR durch eine große Liebe und ein offenes Ohr für die kleinen, einfachen, armen und schwachen Menschen auszeichnet und dabei stets eine große Liebe und Fürsorglichkeit ausstrahlt.

Und als sei die Vereinigung der Charismen eines Bischofs und Dorfpfarrers in einer Person nicht schon genug, ist Pfarrer Ferran auch noch Professor für Philosophie und lehrte in dieser Funktion unter anderem an der Universität in Berlin. In der Bibliothek seines spanischen Hauses stehen mehrere Tausend Bücher. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen predigt Pfarrer Ferran in einer Klarheit, Einfachheit und Reinheit das Evangelium und dessen Wahrheit, die ihresgleichen sucht. Dass Jesus Christus die einzige Wahrheit ist und wir alle das Evangelium verkünden sollen, sind dabei immerwiederkehrende Botschaften seiner mitreißenden und vom Heiligen Geist durchdrungenen Predigten. Wir sollen nicht irgendwo verkündigen, wir müssen nicht in die Mission gehen, sondern wir können vor der eigenen Haustür im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis in der Stadt Wiesbaden damit beginnen. Denn an diesen Orten tut es not.

Aufgrund seiner vielfältigen Aufgaben und seines unermüdlichen Einsatzes für seine Schäfchen, der teils ans Übermenschliche grenzt, sei ihm eigentlich die Gabe der Bilokation zu wünschen, die Fähigkeit an zwei Orten gleichzeitig zu sein, scherzte Volker Weidtmann, hauptamtlicher Ehrenamtlicher im Dienste des Schönstatt-Kapellchens und Ehemann von Diözesanleiterin Cordula-Maria Weidtmann, einmal. Diese Gabe schrieb man unter anderem dem heiligen Pater Pio zu. Von all dem möchte der Padre jedoch nichts hören. Immer wieder spricht er davon, dass es seine Aufgabe sei, zu dienen. Und dabei unter Umständen auch über die Grenzen des menschlich Möglichen hinauszugehen. Denn was nicht alle wissen: Die Tatsache, dass Pfarrer Ferran überhaupt in Deutschland ist, ist einem Motorradunfall in seiner spanischen Heimat „zu verdanken“, der ihn zur Aufgabe seiner dortigen Tätigkeit zwang. Der Padre selber scherzte in einer Predigt einmal, die Zeit hier in Deutschland sei für ihn „wie Urlaub“. Man hat es ihm gerne abgenommen. Als Relikt und bleibende, ständige Erinnerung an seinen Unfall trägt der Pfarrer Metall im ganzen Körper mit sich herum, vor allem in Armen und Beinen. Das Laufen und die Bewegungen sind entsprechend schmerzhaft. Wie sehr der Pfarrer darunter leidet, das können Außenstehende nur erahnen. Jedoch drängt sich unweigerlich der Gedanke auf, dass hier ein Diener Gottes auf dem Weg zur eigenen Heiligkeit dem Martyrium ausgesetzt ist.

Als Pfarrer Ferran im Anschluss an seinen Unfall seinerzeit im Krankenhaus lag, bestand seine einzige Sorge darin, ob er auch weiterhin als Priester arbeiten und die Eucharistie feiern könne. Dies hat Gott in seiner großen Gnade möglich gemacht, zum Segen für uns und seine ganze heilige Kirche. „Ich bin krank, die Hl. Kommunion ist meine Medizin, ich kann ohne sie nicht leben“, sagte er dazu einmal. Vielen Gläubigen geht es ganz genauso – und das weiß Pfarrer Ferran nur zu gut. Da ihm das Heil der Menschen so sehr am Herzen liegt, wird er sich auch weiterhin für seine Kirche und seine Schafe aufopfern.

Muchos gracias Padre!

Bild: © Referat Bildung – Carta a los Padres